Herr Elker, Teil 04


Vehement, wohl um seine Irritation zu überdecken, wandte sich der Jüngere wieder dem Älteren zu. "Ich bitte sie, nein, ich flehe sie an, für das Wohl unserer Stadt einzutreten, für das Wohl der Gilden und Handwerker, und sich unserer Sache anzuschließen."
Endlich, zur Erleichterung des jungen Senators, zeigten sich Regungen in dem Mann neben ihm. "Sehr geehrter Herr Graf," begann Herr Elker langsam und mit tiefer Stimme, "ich weiß ihr Ansinnen und ihre Sorge um das Wohl der Allgemeinheit zu Schätzen. Und sie können sich sicher sein, dass es auch mir über alle Maßen wichtig ist, den Wohlstand in unserer schönen Stadt zu erhalten. Ich werde auch in Zukunft nach bestem Wissen und Gewissen die Menschen vertreten, die mich in den Senat gewählt haben. Ich danke Ihnen für ihre aufrichtigen Worte." Politikerfloskeln. Beide Seiten wussten, dass nichts gesagt worden war. Auch die Worte des Grafen waren überwiegend Floskeln gewesen, der Kontext und seine Stimme jedoch hatten eine eindeutige Nachricht übermittelt. Er wollte die Unterstützung des älteren Senators, und Herrn Elker machte dies bewusst, dass der junge Nedbert sein Spiel besser durchschaut hatte als die meisten seiner älteren Kollegen. Er war demnach nicht nur Ehrgeizig, sondern besaß eine gute Auffassungsgabe und schien überdurchschnittlich intelligent zu sein, wenn auch noch ein wenig unerfahren auf dem politischen Pflaster.
Mühsam erhob sich der ältere Senator richtete sich langsam auf. "Sie verzeihen bitte, Herr Graf, es wird Zeit die nächsten Stufen zu nehmen, wenn ich rechtzeitig zur Sitzung zu kommen wünsche. Meine Hochachtung." Und mit einer leichten Verbeugung verabschiedete er sich.
Doch der Graf war noch nicht fertig: "Senator Elker, überlegen sie genau, was sie tun, damit sie keine Entscheidung treffen, die sie und wir alle später bereuen könnten." Er hatte es nur gesprochen. Mit ruhiger Stimme. Und gerade diese Stimme machte das gesagte umso unheimlicher. Herr Elker stockte für einen Moment in seinem Gang, schritt dann jedoch weiter aus und nahm die Stufen, als wäre nichts geschehen. Er erkannte eine Drohung, auch wenn bisher niemand es für notwendig gehalten hatte, ihm zu drohen. Nedbert Graf Frissen wollte der Tiger unter den Wölfen des Senats werden und Herrn Elker wurde in diesem Moment bewusst, dass er, der Gildenmeister, der einzige war, der etwas dagegen tun konnte und musste, gleichgültig, was dies für sein Klientel bedeuten mochte.

Herr Elker