Die Brennerbande, Teil 23


"Ich würd sagen, wir verteilen uns und suchen nach dem Mann."

"Gut, Malandro, aber verzock nicht wieder alles?" Damit stürzte sich Tiscio ins Getümmel, gefolgt von den beiden Brüdern. Malandro murrte noch kurz: "Als wenn ich mein ganzes Geld verspielen würde," dann machte er sich ebenfalls auf die Suche. Dass er dabei "Zufällig" einem Buchmacher über den Weg lief und am Ende seinen Wochenlohn verlor, hatten alle befürchtet, aber man konnte ihn einfach nicht davon abhalten.

Skimir fand auf den Dächern bereits einige Kinder sitzen und liegen, die sich die besten Plätze gesichert hatten, in dem Bewußtsein, dass die Bertis sich nicht um sie kümmern würden. Er begann nach dem Mann mit dem Dampfarm ausschau zu halten. Dampfarme waren ein wahrer Luxusartikel, den sich nur die Nobs leisten konnten, also würde der Mann sehr wahrscheinlich bei den Anzugträgern stehen, die oft ihre eigenen Wächter mitbrachten und auch sosnt versuchten, dem gemeinen Volk so fern wie möglich zu bleiben. Das machte es etwas einfacher. Erschwert wurde das ganze jedoch wieder dadurch, dass nur wenige ihre künstlichen Arme offen zur Schau stellten. Es gab aber Zeichen, nach denen man Ausschau halten konnte: Aufsteigender Dampf, seltsame Haltungen, abgehackte Bewegungen. Nach gut zehn Minuten hatte er drei Männer ausgemacht, bei denen er sich ziemlich sicher war, dass ihre Körperteile nicht mehr Vollständig waren.

Zum einen war da ein Soldat Er trug seinen plattenverstärkten Arm stolz zur Schau, während er sich mit seinen Kammeraden balgte. Aus Skimirs Perspektive war er natürlich alt, aber nicht so alt, dass er glaubte, dass Vilet ihn so beschrieben hätte. Ausserdem war er nicht dick.

Der Zweite stand bei einem schnöseligen Paar und unterhielt sich mit ihnen. Skimir hatte den Dampfarm mehr durch Zufall entdeckt, als der dickliche Mann auf etwas deutete. Der schlichte Anzug verdeckte den Arm gut, aber die Hand glänzte matt in der Sonne.

Der letzte war offensichtlich ein Adliger, der seinen feinzisilierten Arm durch seine teure Jacke durchscheinen ließ. Er unterhielt sich mit einer jungen, ständig kichernden Dame.

Skimir versuchte einen der anderen in der Menge zu finden, um sie auf den zweiten Herrn aufmerksam zu machen. Aber den einzigen, den er ausmachen konnte, war Tiscio, der unglücklicherweise auf seine Geschwister gestoßen war. Erif und Dori, Kinder anderer Väter, waren noch nicht in die Bande aufgenommen, weil Tiscio behauptete, dass sie zu jung wären, obwohl Erif so alt war wie Walde. Die anderen konnten aber verstehen, dass er sie nicht dabei haben wollte, denn sie waren elende Quälgeister, die ständig versuchten, ihm die letzten Groschen aus der Tasche zu ziehen. Als die kleinen schließlich abzogen, wußte Skimir, dass sie es mal wieder geschafft hatten. Trotzdem blickte Tiscio sich nicht um und Skimir konnte sehen, dass der älter Herr sich, zusammen mit dem Paar, langsam auf den Rand des Platzes zubewegte.
Er machte sich an den Abstieg, um selbst mit ihm zu sprechen.

Die Kinder aus der Feldstrasse