Die Brennerbande, Teil 18


Es war nicht die selbe Zeit am Morgen, zu der sie sich sonst immer trafen. Es war noch nicht einmal zehn Uhr nachts, als Walter den Treppenaufgang in der drei hochgerannt kam und die nur angelehnte Tür auf der rechten Seite des dritten Stocks aufstieß. Tiscios Familie, oder was davon übrig war, neigte dazu, etwas schlampig zu sein, und das beinhaltete auch die Tür. Und weil die Tür oft offen stand, war Tiscio schon halb aus dem Bett, als Walter in den Raum trat.

"Alna ist verschwunden."

Einzelne Eltern schrien und drohten, es setzte sogar ein oder zwei Hiebe, aber 10 Minuten später war die Bande auf der Straße versammelt, einschließlich Walde.

"Warum habt ihr eure kleine Schwester mitgebracht?" Malandro, der verschlafendste von allen war noch nicht in der Stimmung, nett zu sein.

"Schnauz nicht so rum! Sie hat uns bescheid gesagt. Sie wußte es. Nicht mal Frau Tamschung wußte es, das besoffene Miststück. Ihre Tochter verschwindet und sie weiß es nicht."

"Und was heißt das? Wie kann sie weg sein?"

"Ich weiß es doch auch nicht."

"Dreckige Brenner."

"Sind sie deswegen zu Onkel?"

"Verdammt, weiß irgendwer was? Hat irgendwer was gesehen?"

"Hier schleichen doch immer welche rum. Ein Brenner fällt da doch nicht auf."

"Doch, ein Brenner fällt auf." Malandro war durch das Geschrei inzwischen vollständig Wach geworden. Er sah zu dem Auflauf hinüber, der sich vor der neun gebildet hatte, wo unter anderem die Tamschungs wohnten. Die Männer die nicht besoffen waren, standen grimmig außen, während die Frauen zeterten und weinten. Kein schöner Anblick. Vor allem, weil er das Gefühl hatte, dass sie auch bald wieder damit aufhören würden und Alnas Mutter alleine in ihrer Verzweiflung zurücklassen würden.
Irgendwer hatte einen Berti geholt, der trotz des Gezeters in aller Ruhe seinen Notizblock mit den Aussagen der Anwohner füllte, die aber nicht wirklich etwas gesehen hatten. Es war soweiso hofnungslos. Die Bertis würden nichts für Feldstraßler tun.

"Einer der Ritter würde auch auffallen. Nur die Ingener fallen hier nicht auf." Es war eine düstere Äußerung, ein Verrat an allem, was sie nach außen hin kundtaten. Aber tief im Innern wußten sie, dass die Brenner sauberer waren als sie, besser aßen und nicht alle nur verrückte oder besoffene Eltern hatten.

"Es war ja auch kein Brenner." Waldes sanfte Stimme klang so unschuldig, wie sie so in die angespannte Luft flüsterte.

"Woher willst du das wissen." Die Frage war berechtigt, aber der Ton, in dem Skimir sie stellte, zu scharft.

"Hey, lass meine Schwester in Ruhe." Und da war auch schon der erste Rempler, was sich Skimir natürlich nicht gefallen lassen konnte.

"Was willst du? Die Brenner Verteidigen?"

"Niemand will die Brenner verteidigen. Aber wenn du meine Schwester angreinst, dann halt lieber gleich dein dreckiges Maul."

"Wer hat hier ein dreckiges Maul? Ich werds dir Zeigen."

Aber es war ein Glück, dass Tiscio nicht immer der langsamste war. Besonders wenn er nicht ausgeschlafen hatte reagierte er manchmal überraschend nüchtern. Er stellte sich einfach zwischen Walmo und Skimir und damit war der Streit beendet, denn sie waren beide noch nicht wütend genug, um ihn aus dem Weg zu schubsen. Das bedeutete immer, dass man sich eine einfing.

"Es waren nicht die Brenner. Ich habe es gesehen."

Die Kinder aus der Feldstrasse