Die Brennerbande, Teil 10


Abends war der Tempelbezirk nicht weniger belebt als während der freien Tage des Wochenendes. Ströhmten an jenen Tagen mehr Schaulustige zwischen den Schreinen, Ständen und kleinen Tempeln umher, die sich über die abweichenden Sekten, heretischen Glaubensgemeischaften und skurilen Religionen amüsierten und mokierten, waren die Gläubigen und Suchenden in den späten Stunden endlich unter sich.

Dennoch kamen die Felsstraßler viel leichter durch die Gassen, denn die Menschen bleiben in ihren kleinen Gruppen und das marktschreierische Gehabe so manches Priesters war verstummt.

Es war sehr leicht das Lager jener Frau wiederzufinden, Schrein konnte man es ja kaum nennen. Sie ließen sich einfach von Walde ziehen, die sie eigentlich vorsichtig dorthin führen wollten, denn die Angst der Feldstraßler hatte sich kaum verringert. Brenner und Ingenler konnten überall auf dem Weg lauern, auch wenn sie nicht hätten sagen können, warum sie ihnen gerade hier auflauern sollten. Trotzdem huschten ihre Blicke von einem Gesicht zum nächsten und versuchten jeden Schatten zu durchdringen. Ihre angespannte Haltung und ihre ängstlichen Gesten hatte schon mehrere Bertis auf sie aufmerksam werden lassen, so dass ihnen zwischenzeitlich immer wieder einer jener Herren mit Raupenhelm folgte. Ironischerweise bemerkten die Feldstraßler gerade diese echten Verfolger nicht.

Als sie schließlich bei dem kleinen Lager zwischen zwei Schreinen anlangten, saß die Frau auf einem Kissen und unterhielt sich angeregt mit einem jungen Mann, der ihr gegenüber hockte. Sie blickte kurz auf und schenkte den neuankömlingen ein Lächeln.
Und es war ein Geschenk, denn der Freundlichkeit und Gelassenheit, die daraus sprach, gelang es, daß sich die Feldstraßler plötzlich sicher fühlten und in Ruhe warten konnten, bis der junge Mann sich verabschiedete, ohne dass sie ständig über die Schultern kucken mußten.

Mit dem Mann stand auch die Priesterin auf. Es schien ihnen in diesem Moment als selbstverständlich, sie als solche zu betrachten, natürlich, schließlich saß sie im Tempelbezirk. Ohne es jedoch genau sagen zu können, wußten sie, dass da mehr war als nur der kleine Platz zwischen den Schreinen, der sie zur Priesterin machte.

Die Kinder aus der Feldstrasse